Stilprofil: American Wheat Ale – Selbst Brauen

Stilprofil: American Wheat Ale – Selbst Brauen
9. September 2020 braumischung.de
In Blogbeiträge

Wir haben das Amerikanische “Weizen” mal genauer unter die Lupe genommen – und siehe da – ein simples und leckeres Weizenbier gefunden. Relativ untypisch, ganz einfach zu brauen, ganz spannend!

Zuerst einmal denkt man bei einem “Weizen” ja an große Gläser und den charakteristischen Geschmack, der großteils von der Hefe und der Gärung beeinflusst wird. Würzige Phenole und fruchtige Ester (Nelkenaroma/Bananenaroma) sind beim deutschen Weizenbier Pflicht. Nicht so beim amerikanischen “Wheat Ale” oder “Wheat Beer”. Da sucht man sie vergebens! Und auch die großen Weizengläser und die starke Hefetrübung sind eher untypisch.

Ein American Wheat Ale ist ein obergäriges, helles, erfrischendes Bier mit relativ schlankem Körper. Es ist klar bis leicht getrübt, und hat eine spritzige Karbonisierung. Aroma und Geschmack leben von Getreidenoten, die an Cracker oder Weißbrot erinnern, und einem dezenten, wohldosierten Hopfenaroma.

Was kommt denn alles rein?

Ein Blick auf die Zutaten:

Die Schüttung

Pilsener Malz, Weizenmalz und optional “Adjuncts”

Der Löwenanteil der Schüttung besteht aus einem hellen Basismalz (Pilsener Malz). Der Rest aus Weizenmalz (ca. 30-40%) und ggf. weiteren Adjuncts.
Unter “Adjuncts” versteht man alle Zuckerquellen die kein Malz sind. Dazu zählen zum Beispiel Maisflocken und Traubenzucker. Eine Zugabe von bis zu 20 % davon ist nicht unüblich. Man sollte bei der Rezeptplanung aber berücksichtigen, dass die Adjuncts das Bier schlank machen und den Geschmack verwässern können. Eine Möglichkeit dem etwas entgegenzusteuern, kann eine kleine Gabe Karamellmalz sein.
Auch kann zusätzlich etwas Roggen bzw. Roggenmalz zugegeben werden. Er bringt würzige Aromen und ein seidiges Mundgefühl, das gut zum amerikanischen Weizenbier passt.

Malzkörner der Sorten Pilsener Malz und Weizenmalz

 

Der Hopfen

Bitterung
Die Bitterung fällt relativ schwach aus. Es ist auch kein spezieller Hopfen nötig. Hier kann man mit einem Aromahopfen, ebenso gut wie mit Bitterhopfen oder Dual-Purpose Hopfen arbeiten.
Eine Vorderwürzehopfung mit einem Aromahopfen bietet sich an, denn so erhält man ein feines Hopfenaroma, das sich während der Lagerung nicht so schnell abbaut.

Aroma
Bei der Aromahopfung gibt es keine Einschränkung was die Hopfensorte betrifft. Da es ein amerikanischer Bierstil ist, sollte es ein amerikanischer Hopfen sein. In Frage kommen Hopfen wie: Cascade, Centennial, Amarillo, Liberty, Bravo und Co. Bei der Menge sollte man es nicht übertreiben, denn die Intensität soll ja nicht in die Richtung eines IPA gehen.
Ein schönes Hopfenaroma ist ausserdem ein Kann, kein Muss. Ein amerikanisches Weizen schmeckt auch mit dezenten Hopfenaroma, wo der Malzkörper und der Weizengeschmackt dann richtig schön durchkommen.

Die Hefe

Bei dem angestrebten Geschmacksprofil ist eine relativ hoch vergärende Hefe mit dezentem Aromaprofil gefragt. Also nimmt man am besten eine neutrale amerikanische West-Coast Ale Hefe. Also Fermentis US-05, Mangrove Jack’s M44 oder LalBrew BRY-97.

Fruchtige Hefenoten sind zu einem gewissen Grad willkommen, sollten aber nicht zu dominant sein. Eine kühle Vergärung mit einer englischen Ale-Hefe oder deutscher Kölsch/Altbier-Hefe kann auch zu sehr guten Ergebnissen führen. Belgische und deutsche Weizenhefen hingegen, sind mit ihrem starken Ester und Phenol-Charakter gänzlich ungeeignet!

Weitere Rahmendaten

Aussehen: Klar bis leicht trüb, sprudelnd mit meist hoher, weisser Schaumkrone.
Farbe: Von Strohgelb bis Gold. In Zahlen: von 4 bis um die 10 EBC.
Stammwürze:
 Im Weizenbier-typischen Bereich von ca. 11 bis 14 °P.
Bittereinheiten: Meist zwischen 10 und 20 IBU, selten mehr.
Lagerung/Reifung: 4-6 Wochen. Generell ein Bierstil der frisch getrunken werden sollte.

American Wheat als Basisbier für fruchtige und wilde Rezepte?

Sehr empfehlen kann ich aus eigener Erfahrung auch die Kombination mit Früchten. Viele gute Fruchtbiere basieren auf Weizenbieren, und so passt das auch hier hervorragend. Zum Beispiel mit Himbeeren, Erdbeeren, Sauerkirschen, oder auch exotischer mit Mango oder Maracujapüree. Im Supermarkt in der Tiefkühlabteilung kann man sich gut inspirieren lassen. Als Richtwert würde ich nach der Hauptgärung 2-3 Wochen Gärung mit den Früchten empfehlen.
Auch eine zweite Gärung mit Brettanomyces kann man bei diesem Bier gut machen. Das ganze geht dann vom Aroma in Richtung von belgischen Sauerbieren und Lambics. Auch die Kombination mit Frucht ist da sehr vielversprechend. Natürlich wird das dann etwas länger dauern, und man muss dem Bier im Gärfasss ein paar Monate geben, um die Endvergäung zu erreichen, bevor man abfüllt.

Ich hoffe du hast Lust dieses leckere Bierchen bekommen. Über Feedback freuen wir uns. Viel Spaß beim Brauen!

Über den Autor
Lukas Beckmann

Unsere Version, das “Sunday Wheat” ist auch als Braumischung verfügbar:

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